ZDK erhöht Druck auf Bundesverkehrsminister Schnieder

Veröffentlicht am 17.06.2025
Nach der Antrittsrede von Patrick Schnieder fordert der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) eine spürbare Beschleunigung bei Infrastrukturprojekten und Genehmigungsverfahren. Auch eine technologieoffene Verkehrspolitik und konkrete Hilfen für das Kfz-Gewerbe stehen auf der Agenda. Der Verband macht deutlich: Ohne praxisnahe Umsetzung wird die Mobilitätswende nicht gelingen.
 

Die erste Rede des neuen Bundesministers für Digitales und Verkehr, Patrick Schnieder, stieß beim Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) auf verhaltene Reaktionen. Trotz positiver Signale in Richtung Infrastrukturausbau und Verwaltungsmodernisierung bleiben zentrale Fragen offen. Der Verband sieht nun die Bundesregierung in der Pflicht, zügig vom Ankündigungsmodus in die Umsetzung zu wechseln.


Infrastruktur: Sanieren statt zaudern

Der ZDK mahnt deutlich mehr Tempo bei Bauvorhaben und Sanierungsmaßnahmen an. Die politisch angekündigte Vereinfachung von Verfahren müsse schnell Realität werden – gerade bei Verkehrswegen im ländlichen Raum, wo der Nachholbedarf hoch sei. Nach Ansicht des Verbands braucht es klare Vorgaben: Bestehende Infrastruktur muss instandgesetzt werden, bevor neue Großprojekte angegangen werden. Lange Planungs- und Genehmigungsprozesse gelten als ein zentrales Hemmnis für zukunftsfähige Mobilität.

Ein weiterer Punkt, dem der ZDK Gewicht beimisst, ist die Offenheit für verschiedene Antriebstechnologien. Wer Mobilität für breite Bevölkerungsschichten ermöglichen wolle, müsse unterschiedliche Lösungen zulassen – darunter batterieelektrische Fahrzeuge ebenso wie Wasserstoffantriebe oder klimafreundliche Kraftstoffe wie HVO und E-Fuels. Die Politik wird aufgefordert, keine einseitigen Förderstrukturen zu etablieren, sondern Technologievielfalt als Schlüssel zur Zielerreichung zu begreifen. Nur so ließen sich Klimaschutzziele praxisnah und sozialverträglich realisieren.

Expertise aus dem Kfz-Gewerbe stärker einbinden

Mit Blick auf die geplante Einrichtung eines Expertenforums für nachhaltige Mobilität bekräftigt der ZDK seine Bereitschaft zur aktiven Mitgestaltung. Die Branche könne wertvolle Impulse aus dem Werkstatt- und Handelsalltag beisteuern – etwa zu technischen Umrüstungen, Wartungsbedarfen oder Kundenakzeptanz. Der Verband macht deutlich, dass die Transformation nur in Zusammenarbeit mit dem Gewerbe gelingen kann. Politische Maßnahmen sollten sich stärker an betrieblichen Realitäten orientieren, nicht an idealisierten Konzepten.

Auch die Digitalisierung wird als entscheidendes Element für effizientere Prozesse im Verkehrssektor genannt. Der ZDK begrüßt entsprechende Zielsetzungen des Ministers, fordert aber konkrete Schritte: Von der schnelleren Verteilung öffentlicher Mittel bis hin zur digitalen Unterstützung für Betriebe. Notwendig seien Investitionsprogramme, Schulungsangebote und praxisgerechte Hilfen für kleine und mittlere Kfz-Betriebe. Digitalisierung dürfe nicht nur in Verwaltungsakten stattfinden, sondern müsse direkt bei den Betrieben Wirkung entfalten.

Fachkräftemangel als Risiko für die Transformation

Ein oft unterschätzter Faktor in der Diskussion um die Mobilitätswende ist der zunehmende Mangel an qualifiziertem Personal im Kfz-Gewerbe. Ohne gut ausgebildete Fachkräfte geraten selbst ambitionierte politische Ziele ins Stocken. Der ZDK sieht die Notwendigkeit, berufliche Ausbildung und Weiterbildung deutlich aufzuwerten. Besonders im Bereich Hochvolt-Technik, Diagnosesysteme und alternative Antriebe besteht akuter Schulungsbedarf. Bund und Länder sind gefordert, Förderstrukturen und Bildungsprogramme so auszugestalten, dass Betriebe ihre Beschäftigten systematisch für neue Anforderungen qualifizieren können.

Während neue Fahrzeugtechnologien auf den Markt drängen, hinkt vielerorts die Ausstattung der Werkstätten hinterher. Der Umstieg auf E-Mobilität oder Wasserstoff erfordert nicht nur Know-how, sondern auch moderne Diagnosetechnik, spezielle Hebebühnen, Sicherheitseinrichtungen und entsprechende IT-Systeme. Der ZDK macht darauf aufmerksam, dass Investitionen in Werkstattinfrastruktur nicht allein durch kleine und mittlere Betriebe gestemmt werden können. Es braucht gezielte Programme, die technologischen Wandel auf betrieblicher Ebene ermöglichen – insbesondere in strukturschwachen Regionen.

Bedeutung des Ersatzteilmarktes im Wandel

Auch der freie Ersatzteilmarkt steht vor strukturellen Herausforderungen. Neue Fahrzeugarchitekturen, zunehmende Softwareintegration und herstellerspezifische Systemzugänge verändern das Geschäft grundlegend. Der ZDK fordert daher politischen Einsatz für fairen Zugang zu Fahrzeugdaten und standardisierte Schnittstellen – ein Punkt, der im Zuge der Digitalisierung von zentraler Bedeutung ist. Die Sicherung eines wettbewerbsfähigen Aftermarket bleibt Voraussetzung für funktionierende Wartungs- und Reparaturstrukturen außerhalb der Herstellerorganisationen.

Der Umbau des Verkehrssektors ist mit tiefgreifenden Veränderungen verbunden – auch wirtschaftlich. Gerade inhabergeführte Betriebe im Kfz-Gewerbe sehen sich mit einer Vielzahl neuer Anforderungen konfrontiert: Investitionen, Bürokratie, Fachkräftemangel und sich verändernde Kundenbedürfnisse. Der ZDK fordert deshalb, politische Maßnahmen so zu gestalten, dass Betriebe nicht ins Hintertreffen geraten. Förderinstrumente müssen unbürokratisch, treffsicher und praxisnah ausgestaltet sein. Nur wenn der Mittelstand mitgenommen wird, kann die Mobilitätswende flächendeckend gelingen – und das Vertrauen in neue Technologien wachsen.


Fazit

Die neue Führungsmannschaft im Bundesverkehrsministerium sendet erste positive Signale. Doch der ZDK macht klar, dass wohlformulierte Absichtserklärungen allein nicht ausreichen. Entscheidend ist, ob es gelingt, Planungsverfahren zu beschleunigen, Technologieoffenheit abzusichern und das Kfz-Gewerbe konstruktiv in den Umbau des Verkehrssektors einzubeziehen. Nur mit einem belastbaren politischen Rahmen kann die Branche ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Mobilität leisten – und das Vertrauen in die Mobilitätswende langfristig sichern. Quelle: ZDK

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