Elektro, Hybrid und Verbrenner im Gesamtkostencheck

Veröffentlicht am 14.05.2025
Der ADAC hat die Kostenstruktur verschiedener Antriebstechnologien analysiert – von Elektrofahrzeugen über Plug-in-Hybride bis zu klassischen Verbrennern. Die Untersuchung zeigt: Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit ist nicht der Neupreis, sondern der Blick auf die Vollkosten. Gerade bei E-Autos drücken hohe Strompreise und der überdurchschnittliche Wertverlust auf die Bilanz. Nur unter bestimmten Bedingungen sind Stromer günstiger unterwegs. Besonders in der Kleinwagenklasse dominieren weiterhin die konventionellen Antriebe.
 

Im Rahmen eines umfassenden Kostenvergleichs hat der ADAC aktuelle Modelle mit Elektro-, Hybrid- sowie Verbrennungsmotor unter die Lupe genommen. Bewertet wurden dabei nicht nur die Anschaffungskosten, sondern alle relevanten Faktoren wie Wertverlust, Energiepreise und laufende Aufwendungen. Die Ergebnisse liefern praxisnahe Hinweise für Kaufentscheidungen – gerade für Flottenbetreiber, Werkstätten und Händler, die wirtschaftliche Aspekte besonders im Blick haben müssen.


Der Wertverlust bleibt der entscheidende Kostenfaktor

Unabhängig vom gewählten Antrieb verursacht der Wertverlust den größten Anteil an den Gesamtkosten. Elektrofahrzeuge haben in vielen Fällen höhere Einstiegspreise, was sich auch in einem deutlich stärkeren absoluten Wertverlust niederschlägt. Das drückt die Bilanz, selbst wenn bei Stromern geringere Wartungs- und Energiekosten möglich wären.

Hinzu kommt: Die Preise für Strom an öffentlich zugänglichen Ladesäulen sind zuletzt kräftig gestiegen. Während Benzin- und Dieselpreise aktuell vergleichsweise stabil bleiben, bedeutet das für viele E-Auto-Fahrer zusätzliche Belastung. Wer überwiegend auf öffentliche Ladepunkte angewiesen ist, zahlt mitunter mehr als Nutzer eines sparsamen Verbrenners.

Schwächen beim E-Angebot in der Einstiegsklasse

In der Fahrzeugklasse unterhalb der Kompaktmodelle mangelt es weiterhin an wettbewerbsfähigen E-Auto-Angeboten. Während einige Modelle im unteren Mittelklassesegment im Gesamtkostenvergleich durchaus mithalten oder sogar günstiger sind, fehlt es gerade bei den Stadt- und Kleinwagen an bezahlbaren und wirtschaftlichen Elektroalternativen. Der technische Aufwand für E-Plattformen und Batterietechnik fällt hier besonders ins Gewicht, was sich in den Endpreisen niederschlägt.

Der klassische Verbrenner kann hier nach wie vor mit günstigen Einstiegspreisen und erprobter Technik punkten. Ein breiteres Angebot an kostengünstigen E-Kleinwagen wäre nötig, um auch in diesem Segment einen echten Wandel anzustoßen.

Die Stromquelle entscheidet über die Bilanz

Ein zentraler Aspekt bei der Wirtschaftlichkeitsbewertung ist die Frage, wo und zu welchem Preis geladen wird. Der ADAC hat vier typische Ladeszenarien betrachtet – vom Eigenverbrauch durch Photovoltaik bis zur ausschließlichen Nutzung öffentlicher Schnelllader. Dabei zeigt sich: Wer zu Hause oder über die eigene Solaranlage günstig laden kann, fährt mit dem E-Auto häufig günstiger. Sobald jedoch teure öffentliche Ladeinfrastruktur genutzt wird, kehrt sich der Vorteil oft ins Gegenteil um.

Bei idealen Rahmenbedingungen – etwa mit Strompreisen um 18 Cent je Kilowattstunde – können rund ein Drittel der getesteten E-Fahrzeuge im Betrieb günstiger sein als vergleichbare Benziner oder Dieselmodelle. Liegt der Strompreis jedoch bei rund 60 Cent, trifft das nur noch auf einen kleinen Teil der Fahrzeuge zu. Die Wirtschaftlichkeit von E-Fahrzeugen hängt also stark vom individuellen Ladeumfeld ab.

Plug-in-Hybride: wirtschaftlich nur bei konsequenter Nutzung

Plug-in-Hybride versprechen hohe Flexibilität, da sie sowohl elektrisch als auch mit Verbrennungsmotor betrieben werden können. In der Praxis zeigt sich jedoch: Nur bei regelmäßigem Nachladen und überwiegender Nutzung des E-Antriebs ergeben sich wirtschaftliche Vorteile. Fehlt die Ladegelegenheit oder wird der elektrische Fahranteil zu gering, steigen Verbrauch und laufende Kosten deutlich. Auch Wartung und Reparatur können aufgrund der komplexeren Technik ins Gewicht fallen.

In der Wartung gelten Elektrofahrzeuge grundsätzlich als einfacher zu handhaben. Es entfallen ölbasierte Komponenten wie Motoröl, Zündkerzen oder Abgasanlage. Auch Bremsen werden durch die Rekuperation geschont. In der Folge sind Inspektions- und Verschleißkosten bei E-Autos häufig niedriger als bei konventionellen Fahrzeugen.

Allerdings können Reparaturen an der Hochvolttechnik oder der Batterie teuer ausfallen. Zudem ist die Werkstattbindung durch spezialisierte Anforderungen höher. Betriebe ohne Hochvoltqualifikation müssen externe Dienstleister einbinden, was zusätzliche Kosten verursacht. Für freie Werkstätten ist es daher essenziell, in Schulung und Ausrüstung zu investieren, um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben.

Förderprogramme als kurzfristiger Ausgleich

Staatliche Zuschüsse wie der Umweltbonus oder Sonderabschreibungen für gewerblich genutzte E-Fahrzeuge können die hohen Einstiegskosten teilweise kompensieren. Auch steuerliche Vorteile – etwa die Befreiung von der Kfz-Steuer über zehn Jahre – verbessern die Wirtschaftlichkeitsbilanz vor allem im gewerblichen Einsatz.

Doch Förderinstrumente sind volatil. Der Wegfall der Innovationsprämie zum Jahresbeginn 2024 hat den Markt bereits spürbar beeinflusst. Künftige Entscheidungen müssen daher verstärkt ohne feste Förderung kalkuliert werden. Unternehmen und Endverbraucher sollten ihre Investitionen zunehmend auf Basis belastbarer Vollkostenrechnungen und nicht auf kurzfristige Anreize stützen.

Fazit

Die Analyse des ADAC macht deutlich: Die günstigste Antriebsart hängt stark vom Einsatzprofil, den Lademöglichkeiten und dem Fahrzeugsegment ab. Elektroautos bieten bei guter Ladeinfrastruktur und moderatem Wertverlust Potenzial zur Kostenersparnis – vor allem in der Mittelklasse. In der Einstiegsklasse sowie bei ungünstigen Ladebedingungen bleiben sparsame Verbrenner derzeit häufig die wirtschaftlichere Wahl.


Langfristig könnten sinkende Batteriepreise, mehr Wettbewerb bei den E-Modellen und faire Stromtarife die Bilanz zugunsten der Elektromobilität verschieben. Entscheidend ist, dass Hersteller und Infrastrukturbetreiber verlässliche Rahmenbedingungen schaffen, damit sich der Umstieg nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch lohnt. Quelle: ADAC

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