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FIGIEFA – Bezahlbare Mobilität durch klare Regeln

Veröffentlicht am 01.10.2024
Die Zukunft des Kfz-Aftermarket steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Neue Fahrzeugtechnologien wie softwaredefinierte Fahrzeuge und der zunehmende Einsatz von Cybersicherheit bringen nicht nur Chancen, sondern auch Herausforderungen mit sich. Eine aktuelle Studie, die auf der Automechanika Frankfurt vorgestellt wird, unterstreicht die Dringlichkeit klarer EU-Regelungen, um unabhängige Werkstätten im Markt zu halten und faire Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten. Ansonsten könnten steigende Kosten und Marktkonzentration die Mobilität in Europa deutlich verteuern.
 

Die Zukunft des automobilen Aftermarket steht an einem Wendepunkt. Eine auf der Automechanika Frankfurt vorgestellte Studie beleuchtet die langfristigen Auswirkungen technologischer Entwicklungen auf den Kfz-Ersatzteilmarkt bis 2035. Die umfassende Analyse, die von FIGIEFA in Zusammenarbeit mit Berylls, Alix Partners und CLEPA durchgeführt wurde, zeigt, dass die Bezahlbarkeit und Vielfalt von Mobilitätslösungen nur durch klare und faire Regeln gewährleistet werden kann – insbesondere angesichts des schnellen technologischen Fortschritts in der Automobilindustrie.


Die Ergebnisse dieser europaweiten Studie unterstreichen die Notwendigkeit, neue Fahrzeugtechnologien und ihre Auswirkungen auf den Ersatzteilmarkt zu untersuchen. Vornehmlich die Rolle der Cybersicherheit und die zunehmende Bedeutung von softwaredefinierten Fahrzeugen sind zentrale Themen. Basierend auf Analysen und Experteninterviews mit Marktteilnehmern aus den Reihen von FIGIEFA und CLEPA identifiziert die Studie fünf Schlüsselfaktoren (Key Influence Factors, KIFs), die für die Entwicklung des Aftermarket von entscheidender Bedeutung sein werden.

Herausforderungen für den Kfz-Ersatzteilmarkt

In der Studie werden fünf entscheidende Faktoren identifiziert, die maßgeblich die zukünftige Entwicklung des Aftermarket beeinflussen werden: Der wachsende Anteil der von Fahrzeugherstellern kontrollierten Originalteile, die zunehmende Bedeutung der Cybersicherheit, der eingeschränkte und teure Zugang zu technischen Informationen, der zunehmende Einsatz von Software-Downloads und die Möglichkeit des Fernzugriffs auf Fahrzeugdaten. Diese Entwicklungen stellen den Ersatzteilmarkt vor neue Herausforderungen, da moderne Fahrzeuge zunehmend komplex und auf Softwarelösungen angewiesen sind.

Ein immer größerer Teil der Fahrzeugteile wird von den Herstellern exklusiv vertrieben, was den Zugang für unabhängige Werkstätten erschwert. Diese Dynamik könnte langfristig dazu führen, dass der unabhängige Ersatzteilmarkt insbesondere bei neueren Fahrzeugmodellen, die weniger als sechs Jahre alt sind, zunehmend an Bedeutung verliert. Dies würde den Wettbewerb erheblich schwächen.

Ein weiterer Faktor, der in der Studie hervorgehoben wird, betrifft die Cybersicherheit. Mit der fortschreitenden Digitalisierung der Fahrzeuge wächst auch die Gefahr von Cyberangriffen, was zu neuen Sicherheitsanforderungen führt. Fahrzeugdaten und Systemkontrollen könnten zunehmend exklusiv von den Herstellern verwaltet werden, was den Markt für unabhängige Anbieter erschwert. Die Studie betont daher die Notwendigkeit eines klaren rechtlichen Rahmens, um den Zugang zu Fahrzeugdaten auch für Drittanbieter sicherzustellen.

Auch der Zugang zu technischen Informationen wird zunehmend komplexer und kostenintensiver. Viele Fahrzeughersteller setzen auf restriktive Lizenzmodelle oder hohe Gebühren, was es unabhängigen Werkstätten erschwert, auf die notwendigen Daten und Informationen zuzugreifen. Ohne Zugang zu diesen Informationen wird es immer schwieriger, moderne Fahrzeuge fachgerecht zu reparieren oder zu warten. Das betrifft besonders die immer komplexeren Software-Updates, die bei neuen Fahrzeugen eine zentrale Rolle spielen.

Softwarebasierte Fahrzeuge und technischer Zugang: Das neue Schlachtfeld

Mit der zunehmenden Bedeutung von softwaredefinierten Fahrzeugen verschiebt sich der Fokus im Ersatzteilmarkt von mechanischen Komponenten hin zu Software-Updates und digitalen Wartungslösungen. Diese Entwicklung stellt unabhängige Werkstätten und Dienstleister vor neue Herausforderungen, da der Zugang zu diesen technischen Informationen oft restriktiv und kostenintensiv ist. Zukünftig könnten nicht mehr die klassischen Ersatzteile im Zentrum stehen, sondern Softwarelösungen, die für den Betrieb und die Wartung moderner Fahrzeuge essenziell sind.

Zudem gewinnt der Fernzugriff auf Fahrzeugdaten und -funktionen immer mehr an Bedeutung. Fahrzeuge der nächsten Generation werden zunehmend mit dem Internet verbunden sein, was es den Herstellern ermöglicht, Diagnosen und Software-Updates über das Netz zu verwalten. Dies könnte den direkten Zugang unabhängiger Werkstätten zu Fahrzeugdaten weiter einschränken, was langfristig die Wettbewerbsfähigkeit des Marktes bedroht.

Ohne entsprechende Regelungen könnten unabhängige Ersatzteilanbieter sowie Werkstätten zunehmend vom Markt ausgeschlossen werden. Die Folge wären nicht nur steigende Reparaturkosten für die Verbraucher, sondern auch eine Verringerung der Vielfalt an Reparaturanbietern. Das hat nicht nur wirtschaftliche Folgen, sondern auch Auswirkungen auf die Mobilität in Europa. Wenn diese Entwicklung ungebremst fortschreitet, könnten europäische Fahrzeughalter, sei es private oder gewerbliche, mit höheren Kosten für Wartung und Reparaturen konfrontiert sein.

Die Studie schätzt die zusätzlichen Kosten, die durch fehlende Regulierung entstehen könnten, auf bis zu 35 Milliarden Euro jährlich, allein in den sieben untersuchten europäischen Ländern. Diese Belastungen würden vor allem die Fahrzeughalter treffen, die bereits mit steigenden Anschaffungskosten für neue Fahrzeuge und hohen Wartungskosten zu kämpfen haben.

Die Rolle der EU und regulatorischer Maßnahmen

Angesichts dieser Herausforderungen fordern die Studienautoren sowie Vertreter von FIGIEFA und CLEPA, dass die Europäische Union aktiv wird, um faire Wettbewerbsbedingungen im Ersatzteilmarkt sicherzustellen. Besonders die Gruppenfreistellungsverordnung (GVO) für Kraftfahrzeuge und die Typgenehmigungsverordnung spielen hier eine zentrale Rolle. Diese beiden Regelwerke müssen an die technologischen Entwicklungen angepasst werden, um den Zugang zu technischen Informationen und Ersatzteilen auch für unabhängige Werkstätten zu garantieren.

Die Typgenehmigungsverordnung legt fest, welche technischen Anforderungen Fahrzeuge erfüllen müssen, um in der EU zugelassen zu werden. Ein wichtiger Punkt ist hierbei der Zugang zu Reparatur- und Wartungsinformationen, ohne den unabhängige Werkstätten benachteiligt werden. Durch den schnellen Fortschritt in der Fahrzeugtechnologie, insbesondere im Bereich der Elektronik und Software, sind regelmäßige Anpassungen dieser Regelung notwendig, um sicherzustellen, dass auch neue Fahrzeuge für unabhängige Anbieter zugänglich bleiben.

Auch die Gruppenfreistellungsverordnung, die den Zugang zu Ersatzteilen regelt, muss aktualisiert werden. Diese Verordnung gewährleistet, dass die Fahrzeughersteller unabhängigen Anbietern Zugang zu Ersatzteilen und technischen Informationen gewähren. Wenn dieses Regelwerk nicht den neuen Herausforderungen der Digitalisierung und der zunehmenden Bedeutung von Softwarelösungen gerecht wird, könnte dies langfristig zu einer Konzentration von Marktmacht bei den Automobilherstellern führen.

FIGIEFA fordert die Europäische Kommission dazu auf, entschlossen zu handeln, um den fairen Wettbewerb im Aftermarket zu sichern. Ohne klar definierte Regeln besteht das Risiko, dass der Markt von wenigen großen Akteuren kontrolliert wird, was nicht nur die Preise für die Verbraucher erhöhen, sondern auch die Innovationskraft des Aftermarkets schwächen könnte.

Zukunftsaussichten und Konsequenzen für die Branche

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass ohne zeitnahe und effektive regulatorische Eingriffe der europäische Aftermarket erheblichen Veränderungen ausgesetzt sein wird. Die steigende Bedeutung von Cybersicherheit, softwarebasierten Fahrzeugen und der Fernwartung stellt neue Anforderungen an den Markt. Ohne klare Regelungen droht eine zunehmende Marktkonzentration, bei der unabhängige Anbieter und Werkstätten benachteiligt werden.

Diese Kosten für Fahrzeughalter könnten massiv ansteigen, da der Wettbewerb eingeschränkt und der Zugang zu Ersatzteilen und technischen Informationen schwieriger wird. Die Hauptlast würden sowohl private als auch gewerbliche Fahrzeughalter tragen, die auf bezahlbare Wartungs- und Reparaturdienste angewiesen sind. Die europäische Mobilität könnte dadurch langfristig gefährdet werden.

Fazit

Die Zukunft des Kfz-Ersatzteilmarktes in Europa hängt maßgeblich von den politischen Entscheidungen der kommenden Jahre ab. Die auf der Automechanika vorgestellte Studie unterstreicht die Notwendigkeit, die bestehenden Regelwerke der EU an die neuen Herausforderungen der Fahrzeugtechnologie anzupassen. Ohne klare Regeln droht der Markt von wenigen großen Akteuren dominiert zu werden, was zu steigenden Kosten und einer eingeschränkten Auswahl für Fahrzeughalter führen könnte.


Der Wettbewerb im Aftermarket ist essenziell für die Bezahlbarkeit und Zugänglichkeit von Reparaturdiensten. Nur durch eine entschlossene Reaktion der europäischen Regulierungsbehörden kann sichergestellt werden, dass auch in Zukunft eine echte Wahl für Fahrzeughalter besteht und unabhängige Werkstätten weiterhin eine Chance im Markt haben. Die kommenden Jahre werden entscheidend dafür sein, ob der europäische Aftermarket dynamisch und wettbewerbsfähig bleibt. Quelle: FIGIEFA

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