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VDA zu den Brexit Verhandlungen

Veröffentlicht am 03.04.2017

Brexit-Verhandlungen sollten rasch und konstruktiv geführt werden

„So schwierig der Prozess auch ist, so ist doch zu begrüßen, dass er mit dem Schreiben von Großbritanniens Premierministerin Theresa May an EU-Ratspräsident Donald Tusk nun offiziell in Gang gesetzt wurde. Jetzt muss es darum gehen, möglichst rasch zu vernünftigen Verhandlungsergebnissen zu kommen. Aus Sicht der deutschen Automobilindustrie muss alles getan werden, um den bislang ungehinderten Waren- und Dienstleistungsverkehr zwischen Großbritannien und den anderen EU-Ländern auch künftig zu ermöglichen. Aber es gibt eine klare Priorität: Der Zusammenhalt und die Integrität der EU sind Grundlage und Voraussetzung für eine sinnvolle Verständigung“, betonte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA).


Wissmann wies darauf hin, dass Großbritannien mit rund 2,7 Mio. Pkw-Neuzulassungen im vergangenen Jahr der zweitgrößte Markt in Europa sei, nach Deutschland. Der Importanteil des britischen Pkw-Marktes lag mit 86 Prozent sehr hoch. Die Pkw-Produktion in Großbritannien ist im Zeitraum 2011 bis 2016 um 28 Prozent auf 1,7 Mio. Einheiten gestiegen, davon gingen 79 Prozent in den Export. 56 Prozent der aus dem Vereinigten Königreich exportierten Autos wurden in EU-Länder verschifft: „Die britischen Automobilhersteller sind also selbst entscheidend auf den Export in den europäischen Kontinent angewiesen“, unterstrich Wissmann.

Für die deutschen Automobilhersteller war Großbritannien 2016 der größte Exportmarkt: Rund 800.000 Neuwagen wurden dorthin ausgeführt, fast ein Fünftel des gesamten deutschen Pkw-Exports. Zudem hat die deutsche Automobilindustrie in Großbritannien 100 Produktionsstandorte, die meisten davon sind Fertigungsstätten deutscher Zulieferunternehmen.

Der VDA-Präsident wies darauf hin, dass der zweijährige Verhandlungszeitraum sehr kurz sei. Ende April sei mit einem Verhandlungsmandat der EU-Kommission zu rechnen, erst danach könnten die Verhandlungen mit den Briten beginnen. „Kompliziert wird das Ganze dadurch, dass ja nicht nur über den EU-Austritt verhandelt wird, sondern auch das künftige Miteinander zwischen Großbritannien und der EU 27 geregelt werden muss. Im Privatleben wäre das so, als wenn beide Eheleute während eines laufenden Scheidungsverfahrens gleich einen Vertrag über gute Nachbarschaft unterschriftsreif machen wollten. Keine leichte Aufgabe“, sagte Wissmann.

Ganz entscheidend werde es darauf ankommen, wie konstruktiv beide Seiten die Verhandlungen führen werden, betonte Wissmann: „Die EU braucht Großbritannien, und Großbritannien braucht die EU. Keine Frage: Ein ‚Hard Brexit‘ würde auch der britischen Automobilindustrie schaden, er wäre mühsam und teuer. Die Folge wäre eine lange Phase der Unsicherheit. Bis neue Verträge unter Dach und Fach sind, gehen Jahre ins Land. Solche Perspektiven schrecken Investoren ab.“ Daher müsse auch Großbritannien großes Interesse daran haben und die Kompromissbereitschaft dazu aufbringen, dass innerhalb der Zwei-Jahres-Frist Lösungen gefunden werden, die intensiven Handel und die damit verbundene Wertschöpfung weiterhin ermöglichten.


Quelle: VDA

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