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Interview mit Bernd Zimmermann von Carglass

Veröffentlicht am 23.07.2018

Die Herausforderungen der Advanced Driver Assistance Systemen beim Glasaustausch – Sechs Fragen an Bernd Zimmermann von Carglass. Seit Anfang des Jahres verantwortet Bernd Zimmermann als Service Delivery Director bei dem Fahrzeugglasspezialisten Carglass das operative Geschäft mit über 350 Service Centern und mehr als 380 mobilen Einheiten deutschlandweit. Auch der dezentrale Vertrieb sowie die Abteilungen Business Development und Expansion, Supply Chain, Prozessmanagement, Technik und Arbeitssicherheit berichten an ihn. Im Rahmen der Autoglas Weltmeisterschaft „Best of Belron“ hatten wir die Möglichkeit mit Bernd Zimmermann über die aktuellen Herausforderungen von Carglass bzw. Belron zu sprechen.


Immer mehr Fahrzeuge werden mit Advanced Driver Assistance Systemen (ADAS) ausgestattet. Für diese Systeme haben Windschutzscheiben vermehrt Sensoren und Kameras. Wie geht Carglass mit dieser Herausforderung um?

Die richtige Einstellung und die Kalibrierung der ADAS-Systeme ist uns sehr wichtig, da dies Auswirkungen auf die Fahrzeugsicherheit hat. Denn Sicherheit steht bei uns an oberster Stelle. In 340 Betrieben haben wir einheitliche Standards und geben unseren Kunden 30 Jahre Garantie auf unsere Arbeiten. Bei „Lease, Fleet, Rental“ Kunden werden 30% der Fahrzeuge nach einem Scheibentausch kalibriert. Deswegen haben wir investiert, um die Ausführung der Kalibrierung einheitlich in unseren Werkstätten zu gewährleisten. Wir schulen unsere Mitarbeiter spezifikationsgerecht und regelmäßig, so dass alle Kalibrierungen am Fahrzeug vorgenommen werden können. Wir arbeiten hier mit unserem Partner Hella Guttmann zusammen. Nach jedem Kalibrierungsauftrag gibt es auch eine Dokumentation und ein Protokoll, dass die Kalibrierung umgesetzt wurde. Wenn jedoch nicht richtig kalibriert wird, kann es passieren, dass beispielhaft ein Spurhalteassistent abweicht und dies zu Schwierigkeiten oder¬ im schlimmsten Fall zu einem Unfall führt. Auch bei Neuwagen können wir Kalibrierungen vornehmen. Alle OEMs haben sechs Monate Zeit ein Update an Hella Gutmann zu übermitteln. Wenn das nicht der Fall sein sollte, dann dokumentieren wir dies und kommunizieren an den Kunden, dass er sich mit dem Schaden zur Vertragswerkstatt wenden soll. Wir von Carglass übernehmen dann alle anfallenden Kosten.

Welche Herausforderung haben die mobilen Carglass Einheiten?

Carglass KFZ-Betrieb

Carglass: Mobile Carglass Einheit

Es gibt das Märchen, dass überall auch mobil kalibriert werden kann. Das funktioniert nicht! Es gibt zwar transportfähige Kalibrierungs-Technik die aufgebaut werden kann. Doch um richtig zu kalibrieren müssen die Abstände, Lichtverhältnisse und die Bodenbeschaffenheit stimmen. Da wir dies beim Kunden vor Ort oft nicht gewährleisten können, wird im Regelfall bei unseren mobilen Einheiten nicht kalibriert. Wir holen dann, die Fahrzeuge in unser Servicecenter und kalibrieren dort.

Verfügt denn jeder Carglass Betrieb über die notwendige Werkstattausrüstung für eine Kalibrierung?

Wir bieten unsere Kalibrierungsdienstleistung flächendeckend an. Von 350 Carglass Betrieben in Deutschland können wir in 300 Carglass Betrieben Kalibrierung für alle Fahrzeuge anbieten. Dort sind die Kalibrierungsgeräte und das entsprechende Zubehör für jedes Fahrzeug vorhanden. Auch in diesem Jahr ist es uns Wert weitere Investitionen zu tätigen. Der Kunde muss sich sicher sein, dass er bei Carglass 100% Leistung bekommt!

Wird es trotz der neuen Technologien auch in Zukunft weitere Steinschläge geben?

Wir haben heute weniger Steinschläge als vor 10 Jahren, da die Straßenverhältnisse besser geworden sind. Wir sind in einem strukturell sinkenden Markt was Steinschläge angeht. Aber ich bin mir sicher, dass es auch in Zukunft weiterhin Steinschläge geben wird. Jedoch wird die Steinschlagreparatur, durch die fortschreitenden Technologien (Lasertechnologie, Radartechnik etc.) in der Scheibe und die notwendige Kalibrierung, immer schwieriger. Nur die wenigsten können dann diese Reparatur oder den Austausch durchführen. Wir sind gut ausgestattet und werden auch in Zukunft alle Glasreparaturen durchführen können.

Wieviel länger wird für einen Scheibenaustausch mit der notwendigen Kalibrierung benötigt?

Das ist von Fahrzeugmarke und -modell unterschiedlich. Viele Fahrzeuge benötigen eine statische Kalibrierung in der Werkstatt. Es gibt auch Fahrzeuge die statisch und dynamisch kalibriert werden. Das heißt, die Kalibrierung wird im Fahren durchgeführt. Und es gibt Fahrzeuge, die kalibrieren sich nur dynamisch. Es gibt Modelle bei denen bestimmte Fahrrythmen gefahren werden müssen um das Fahrzeug zu kalibrieren. Da müssen Geschwindigkeiten von über 70 km/h erreicht werden um festzustellen, ob die Systeme richtig funktionieren. Für Betriebe die vielleicht gerade keine Autobahn in der Nähe haben, sind solche Kalibrierungen besonders zeitintensiv. Um diese steigenden Kosten entgegenzukommen ist uns unsere „Repair-First“ Strategie wichtig. Jeder Steinschlag der nicht im Sichtfeld ist und eine bestimmte Größe nicht überschreitet wird repariert. So sparen wir Müll und Abfall, da keine Scheiben getauscht werden müssen. Und wir reduzieren dadurch die Kosten.

Wie hat sich die Reparaturquote in den letzten Jahren bei Carglass entwickelt?

Die Reparaturquote von ca. 40% ist relativ stabil. In diesem Jahr haben wir unser neues Reparaturkonzept Carglass ART eingeführt. Carglass ART steht für Advanced Repair Technologie. Dadurch sind wir schneller und erreichen noch bessere Ergebnisse als mit den bisher genutzten Systemen.


Herr Zimmermann, vielen Dank für das Gespräch

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