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Reifenersatzgeschäft: Neue Marktdaten

Veröffentlicht am 29.03.2018

Reifenersatzgeschäft in Deutschland: Stabilisierung auf hohem Niveau

Rund 55,1 Millionen Reifen wurden im Reifenersatzgeschäft in Deutschland im vergangenen Jahr verkauft. Das entspricht einem leichten Plus von 0,5 Prozent im Durchschnitt aller Produktsegmente, berichtet der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV, Bonn) nach Auswertung der Marktzahlen 2017. Mit gut 92 Prozent der abgesetzten Stückzahlen sind dabei die sogenannten Consumer-Reifen (=Produktgruppen Pkw- und Off-Road- sowie Leicht-Lkw-Reifen) mit großem Abstand das größte Segment im Reifenersatzgeschäft, gefolgt von Lkw-Reifen (knapp 5 Prozent) und Motorrad-Reifen (2,4 Prozent). Den Rest machen die Nischensegmente FARM- und EM-Reifen aus, die mit insgesamt nur knapp 250.000 Stück lediglich einen Marktanteil von rund 0,4 Prozent erreichten. „Der Reifenabsatz vom Handel an Verbraucher hat sich damit im dritten Jahr in Folge auf hohem Niveau stabilisiert.“, resümiert Yorick M. Lowin, Geschäftsführer des Bonner Fachverbandes, die Gesamtentwicklung im deutschen Reifenersatzgeschäft.


Die Sell-Out-Entwicklung in den einzelnen Produktsegmenten analysiert der BRV in seinen jetzt vorgelegten „Marktdaten 2017/2018“ wie folgt:

Segment Consumer-Reifen

Mit rund 92,5 Prozent Anteil an der Produktgruppe Consumer-Reifen und gut 85 Prozent am Reifenersatzgeschäft gesamt bestimmt die Produktgruppe Pkw und Off-Road-Reifen (4×4) maßgeblich die Gesamtentwicklung im Markt. Mit gut 47 Millionen Reifen wurden in dieser Produktgruppe im vergangenen Jahr rund 0,4 Prozent mehr verkauft als im Vorjahr. In den vergangenen Jahren hatte die verbandliche Absatzstatistik die Pneus für die beiden Fahrzeugsegmente Pkw und Off-Roader immer getrennt ausgewiesen, doch weil eine scharfe Zuordnung auf Basis der Reifendimensionen immer schwieriger wird, sind Pkw und Off-Road in den BRV-Marktdaten jetzt erstmals zusammengefasst.

„Damit tragen wir der Tatsache Rechnung, dass der Trend bei Pkw zu immer größeren Reifendimensionen geht und sich infolge der Modellpolitik der Fahrzeughersteller und des anhaltenden Nachfragebooms nach straßentauglichen SUV auch die beiden Fahrzeugsegmente immer mehr vermischen“, erläutert Hans-Jürgen Drechsler, Geschäftsführer und Technikexperte beim Bundesverband Reifenhandel.

Neu in der Verbandsstatistik ist auch die jetzt getrennte Erfassung der Kategorie Ganzjahresreifen („All Season“) in den Produktgruppen Pkw/Off-Road- und Leicht-Lkw-(Transporter)-Reifen und damit auch im Gesamtsegment Consumer-Reifen. Die in der Vergangenheit der Kategorie „Sommerreifen“ zugeordneten Ganzjahresreifen machten im vergangenen Jahr mit einem Absatz von 8,2 Millionen einen Anteil von rund 16 Prozent im Consumer-Segment aus.

„Auch damit folgen wir der Marktentwicklung“, erläutert Hans-Jürgen Drechsler die Einführung der neuen Produktkategorie All Season in die Marktstatistik. „Selbst wenn wir als Verband im Großen und Ganzen bei der Empfehlung ‚Sommerreifen im Sommer, Winterreifen im Winter‘ bleiben und den Einsatz von Ganzjahresreifen nur in einem klar definierten Anwendungsspektrum für sinnvoll halten – Angebot und Nachfrage wachsen und diese Entwicklung müssen wir natürlich dokumentieren und analysieren.“

Entsprechend zeigt die BRV-Statistik, dass der Stückabsatz von Ganzjahresreifen im Consumer-Segment im vergangenen Jahr durchschnittlich um 17 Prozent gestiegen ist, dies aber hauptsächlich zu Lasten des Sommerreifenabsatzes ging, während der Absatz von Winterreifen stabil blieb. Rund die Hälfte des Stückabsatzes im Segment Consumer entfiel 2017 wie im Vorjahr auf Winterreifen, während der Marktanteil von Sommerreifen um rund zwei Prozentpunkte auf jetzt knapp 34 Prozent sank und der Ganzjahresreifen-Anteil um rund zwei Prozentpunkte auf gut 16 Prozent stieg. Diese Entwicklung war übrigens in den beiden Produktgruppen des Consumer-Segmentes sehr ähnlich. Der Absatz von Llkw-Reifen lag mit einem Plus von 5,6 Prozent gegenüber Vorjahr hingegen sowohl deutlich höher als in der Produktgruppe Pkw-/Off-Road-Reifen (+0,4 Prozent) als auch über dem Gesamtdurchschnitt des Segmentes (+0,8 Pro-zent).

Segment Lkw-Reifen

Im Produktsegment Lkw-Reifen wurden im vergangenen Jahr 2,7 Millionen Stück verkauft, damit lag der Absatz exakt auf Vorjahresniveau. Gut 70 Prozent davon waren Neureifen, der Rest runderneuerte Reifen. Dass der Absatz runderneuerter Reifen und damit auch ihr Anteil am Gesamtsegment stabil blieb, wertet der BRV als Erfolg seiner Bemühungen, die vorwiegend mittelständisch strukturierten Runderneuerer in Deutschland – die auch von ihm vertreten werden – in ihrem Kampf gegen zunehmend schwierige Marktbedingungen zu stärken. Im Schulterschluss mit seinen Mitgliedern aus der Runderneuerungsbranche ist es gelungen, die Fördermöglichkeit runderneuerter Lkw-Reifen im Rahmen des öffentlichen Förderprogramms De-minimis weitgehend zu erhalten. Auch an der im letzten Herbst erfolgten Eröffnung eines Antidumping-verfahrens der EU gegen Billigimporte von Lkw- und Busneureifen aus China war der Verband maßgeblich beteiligt. Besonders diese bedrohten hierzulande wie auch europaweit zunehmend die Existenz der Runderneuerer. Die Tatsache, dass die EU die zollrechtliche Erfassung der seit 1. Februar in den europäischen Wirtschaftsraum importierten Neureifen aus China angeordnet hat, ist als Indiz dafür zu werten, dass im Ausgang des Verfahrens rückwirkend zu diesem Stichtag tatsächlich Antidumpingzölle verhängt werden sollen. Für die Lkw-Reifenrunderneuerer würde dies eine deutliche Entspannung des Wettbewerbs um ihr Marktsegment bedeuten.

Motorradreifen und Nischensegmente

Der Absatz von Motorradreifen, mit 1,3 Millionen Stückabsatz in 2017 eine eher kleine Produktgruppe, war im Vergleich zum Vorjahr vorwiegend witterungsbedingt erneut rückläufig (-7,1 Prozent). Auch in den Nischensegmenten der Reifen für land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge (FARM-Reifen) und für Erdbewegungsmaschinen (EM-Reifen), die vornehmlich in Bergbau und Baubrache zum Einsatz kommen, sanken die Absatzzahlen. In der Produktgruppe FARM ging der Stückverkauf um 4,4 Prozent auf gut 215.000 Einheiten, in der Produktgruppe EM-Reifen um 2,8 Prozent auf 34.400 Einheiten zurück, was der BRV im Wesentlichen auf normale Marktschwankungen zurückführt. Auf die Entwicklung im Reifenersatzgeschäft insgesamt haben diese Nischenprodukte aufgrund ihres extrem geringen Anteils von nur etwa 0,4 Prozent am Gesamtmarkt keine nennenswerten Auswirkungen.

Prognose: Absatzzahlen bleiben weiterhin stabil

Für das laufende Jahr rechnet der Reifenfachverband mit weiterhin überwiegend stabilen Absatzzahlen im Reifenersatzgeschäft. Lediglich im Segment Consumer wird durch einen möglichen Zuwachs von 0,8 Prozent in der Produktgruppe Pkw- und Off-Road-Reifen auch insgesamt ein leichtes Plus erwartet, in allen anderen Marktsegmenten – von Lkw bis hin zu den Nischen – liegt die BRV-Prognose für 2018 bei +/-0. „Die Konsolidierungsphase im Reifenersatzgeschäft wird weiter anhalten“, sagt BRV-Geschäftsführer Yorick M. Lowin.

„Die größten Absatzzuwächse erwarten wir im Consumer-Segment mit gut 12 Prozent Plus für die Produktkategorie Ganzjahresreifen, die Zuwachsraten hier werden jedoch abflachen. Dass das erwartete Plus für das Gesamtsegment Consumer-Reifen mit 0,8 Prozent Zuwachs deutlich niedriger ausfällt, liegt an der Tatsache, dass Ganzjahresreifen von allen drei Produktkategorien des Segmentes den niedrigsten Anteil haben.“

Ertragslage: befriedigend, aber ausbaubedürftig

Neben der Stückentwicklung im Reifenersatzgeschäft analysiert der BRV regelmäßig auch die betriebswirtschaftliche Situation der von ihm vertretenen Branche.

„Die Ergebnisse unseres aktuellen Jahres-Betriebsvergleichs für den Reifenfachhandel zeigen, dass der mit dem Verkauf von Produkten und Dienstleistungen realisierte Gesamtumsatz 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 Prozent gestiegen ist.“, berichtet Yorick M. Lowin. „Der Rohertrag konnte im Durchschnitt aller Teilnehmer um 2,8 Prozent auf jetzt 39 Prozent vom Umsatz gesteigert werden, die Umsatzrendite wuchs um 3,2 Prozent und lag damit um fünf Prozentpunkte höher als im Vorjahr.“

Die in der Mengenstatistik ausgewiesene positive Entwicklung sei also auch auf qualitativer Ebene festzustellen, so analysiert der Verbandsgeschäftsführer. Als besonders bemerkenswert hebt er ferner die folgenden Auswertungsergebnisse des Branchen-Betriebsvergleichs 2017 hervor:

  • Die Umsätze mit Dienstleistungen, im Betriebsvergleich getrennt nach den Bereichen Reifenservice und Autoservice ausgewiesen, konnten im Kerngeschäft Reifenservice um 2,5 Prozent, im 2. Standbein Autoservice um 3,7 Prozent ausgebaut werden. Autoserviceleistungen machen mittlerweile im Durchschnitt 11,4 Prozent des Umsatzes aus, liegen aber in der Gruppe der Unternehmen mit vorwiegend Pkw-Kundschaft mit rund einem Drittel Umsatzanteil deutlich höher. Hier zeigt sich die zunehmende Entwicklung der Reifenservicebetriebe hin zu freien Kfz-Werkstätten mit Dienstleistungsangebot rund um das Kfz und besonderer Kompetenz im Reifenservice.
  • Die Personalkosten sind im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um rund 3 Prozent auf 25,4 Prozent vom Umsatz gestiegen, was aber nicht in einem Ausbau der Personalkapazität, sondern vielmehr in klassischen Lohnerhöhungen begründet sei. Hier macht sich wie überall in der Wirtschaft zunehmender Wettbewerb um Fachpersonal bemerkbar: Um qualifizierte Mitarbeiter auf Dauer zu halten, müssen die Unternehmen tiefer in die Tasche greifen.
„Die Sicherung von Fachkräften und personellem Know-How, gepaart mit der zunehmenden Digitalisierung
in allen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft und der wachsenden technischen Komplexität moderner Fahrzeuge, werden sich auf die Betriebe unserer Branche zunehmend als Kostentreiber auswirken“, sagt BRV-Geschäftsführer Yorick M. Lowin und betont: „Die guten betriebswirtschaftlichen Ergebnisse des vergangenen Jahres müssen deshalb unbedingt gehalten und weiter ausgebaut werden, um die notwendigen Investitionen zur Zukunftssicherung finanziell stemmen zu können.“

Dass die Reifenbranche hier seit ein paar Jahren offenbar schon auf einem guten Weg ist, zeigt ein Blick auf die aktuelle Distributionsanalyse des BRV. Nach Marktanteilsverlusten an den Kfz-Werkstattsektor zu Beginn des Jahrzehnts konnte der Reifenfachhandel seinen Anteil von 42 Prozent am Reifenersatzgeschäft Pkw in 2017 weiter halten und bleibt damit in diesem hart umkämpften Marktsegment der stärkste Anbieter.

Positive Impulse für die von ihm vertretene Branche erwartet der BRV von der neuen internationalen Branchenleitmesse THE TIRE COLOGNE, die unter ideeller Trägerschaft des Verbandes erstmals vom 29.05.- 01.06.2018 in Köln stattfindet. Sie ist keine reine Leistungsschau, sondern setzt mit Events und Sonderflächen Highlights auf Trends und Zukunftsthemen – von der „Digital Reality“ über modernes Flottenmanagement bis hin zur Zukunft der Runderneuerung. Mehr Infos: www.thetire-cologne.de.


Quelle: BRV

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