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VDA Erklärung zum Diesel Gipfel

Veröffentlicht am 02.08.2017

Erklärung des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) anlässlich des „Nationalen Forum Diesel“ am 02.08.2017 mit den Automobilhersteller und Politik

Die Automobilindustrie ist sich mit der Politik einig in dem Ziel, die Luftqualität weiter zu verbessern. Fahrverbote können und müssen in Deutschland vermieden werden. Die Automobilhersteller im VDA sagen eine umfassende und zügige Nachrüstung von über 5 Mio. Diesel-Pkw in Deutschland zu. Darüber hinaus werden sich unsere Automobilhersteller am geplanten Fonds „Nachhaltige Mobilität für die Stadt“ beteiligen. Wir haben gemeinsam mit der Bundesregierung und den Ländern den Ehrgeiz, dass Deutschland das Land zukunftsfähiger und nachhaltiger Mobilität ist und bleibt. Der VDA plädiert zugleich für eine Versachlichung der Debatte. Denn neben berechtigten Fragen und Kritikpunkten werden zunehmend pauschale Vorwürfe gegenüber der Dieseltechnologie und der Industrie formuliert.


Die Automobilindustrie ist sich bewusst, dass sie erheblich an Vertrauen verloren hat. Wir müssen und werden daran arbeiten, dieses Vertrauen wiederzugewinnen. Das ist ein Kernanliegen der Branche – im eigenen Interesse, im Interesse unserer Kunden und Beschäftigten sowie im Interesse unseres Landes.

Die deutschen Automobilhersteller und Zulieferer sind global aktiv und erfolgreich. Wir sind diesem Land besonders verpflichtet. Das Beschäftigungs-niveau in unserer Branche befindet sich mit über 817.000 Stammbeschäftigten auf einem 25-Jahres-Hoch. Unsere hohe Wertschöpfung trägt entscheidend zu Wohlstand und sozialer Sicherheit in Deutschland bei. Unsere Produkte sind weltweit gefragt und anerkannt. Noch nie in ihrer Geschichte haben die im VDA organisierten Automobilhersteller mehr Pkw produziert als 2016 (15,8 Mio. Pkw weltweit, davon 5,7 Mio. in Deutschland).

1. Nachrüstung

Deutsche Automobilhersteller bieten an, freiwillig einen Großteil ihrer Euro-5- und teilweise Euro-6-Diesel-Pkw über Software-Updates nachzurüsten. Ziel dieser Initiative ist die durchschnittliche Stickoxidreduzierung von 25–30 Prozent der nachgerüsteten Fahrzeuge. Das ist ein wesentlicher Beitrag für eine bessere Luftqualität. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass damit die Schadstoffbelastung mindestens genauso stark reduziert werden kann wie durch Fahrverbote.

Einschließlich der von Volkswagen in den vergangenen Monaten bereits verbesserten 2,5 Mio. Diesel-Pkw können damit allein in Deutschland mehr als 5 Mio. Fahrzeuge auf ein deutlich besseres Emissionsniveau gebracht werden. Die Nachrüstung wird unmittelbar nach Freigabe durch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) auf Basis der erreichbaren Pkw von den Unternehmen BMW, Daimler, Opel und Volkswagen durchgeführt. Die Automobilhersteller sagen zu, dass durch die Nachrüstung keine Kosten für die Halter entstehen und darüber hinaus die Nachrüstung keinen Einfluss auf Motorleistung, Verbrauch oder Lebensdauer haben wird. Möglich wird diese Maßnahme durch die technischen Fortschritte bei Abgasnachbehandlung und Motorsteuerung, die erst in den letzten Jahren erarbeitet wurden. Dieser Beitrag der deutschen Automobilhersteller ist einzigartig in Europa und weltweit.

Darüber hinaus werden die deutschen Automobilhersteller herstellerspezifische Vertriebsmaßnahmen ergreifen, um die Flottenerneuerung mit Blick auf ältere Diesel mit Nachdruck anzugehen.

2. Zukunft der Mobilität

Unsere Industrie hat in den vergangenen 20 Jahren ihre weltweite Präsenz, Produktion und Innovationsstärke strategisch ausgebaut. Ihr Weltmarktanteil beträgt knapp ein Fünftel, ähnlich hoch ist der Anteil der deutschen Automobilhersteller auf dem weltgrößten Pkw-Markt China. In Europa zählt jedes zweite neu zugelassene Auto zu einer deutschen Konzernmarke. Ihr Marktanteil am Welt-Premiummarkt beträgt mehr als 70 Prozent.

In Forschung und Entwicklung (F&E) investiert die deutsche Automobilindustrie jährlich weltweit über 39 Mrd. Euro, sie ist damit Spitzenreiter vor ihren japanischen und US-amerikanischen Wettbewerbern.

Deutsche Automobilhersteller und Zulieferer leisten 35 Prozent der gesamten deutschen F&E-Investitionen. Keine andere Branche investiert mehr in Forschung und Entwicklung. Ihr Anteil am produzierenden Gewerbe (Umsatz) beträgt rund ein Viertel. Der automobile Handelsbilanzüberschuss umfasst 133 Mrd. Euro und damit mehr als 50 Prozent des Gesamtüberschusses des deutschen Außenhandels (252 Mrd. Euro). Exportweltmeister wird Deutschland durch seine Automobilindustrie. Der Schwerpunkt der F&E-Investitionen liegt auf der Elektromobilität (hierfür werden bis 2020 rund 40 Mrd. Euro aufgewendet, die Zahl der E-Modelle verdreifacht sich bis dahin von 30 auf über 100) und der Digitalisierung (16-18 Mrd. Euro im gleichen Zeitraum), also dem vernetzten und automatisierten Fahren. Rund ein Drittel aller Patente weltweit im Bereich der Elektromobilität kommt aus Deutschland. Hohe Marktanteile auf Elektromobilitätsmärkten unterstreichen diese Präsenz.

Deutsche Automobilhersteller haben sich freiwillig entschlossen, eine Schnelllade-Infrastruktur für E-Autos entlang europäischer Autobahnen aufzubauen, zusätzlich zu den Förderaktivitäten der Bundesregierung. Die deutsche Automobilindustrie engagiert sich aktiv in der Plattform Urbane Mobilität, zusammen mit zahlreichen deutschen Städten. Wir haben den Ehrgeiz, ausgesuchte Städte in Deutschland zu Leuchttürmen moderner Mobilität zu machen.

Darüber hinaus sind die Automobilhersteller BMW, Daimler und Volkswagen auch bereit, sich an dem geplanten Fonds „Nachhaltige Mobilität für die Stadt“ der Bundesregierung zu beteiligen.

3. Diesel

Wir begrüßen es, dass sich die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten ausdrücklich zu dem Grundsatz der Technologieneutralität bekennen. Zu einem zukunftsfähigen und nachhaltigen Antriebsmix gehört auch der Diesel. Moderne Diesel-Pkw haben im Schnitt bis zu 15 Prozent geringere CO2-Emissionen als vergleichbare Pkw mit Otto-Motor, ihr Kraftstoffverbrauch ist um bis zu 25 Prozent geringer. Da Diesel-Pkw deutscher Automobilhersteller seit rund zehn Jahren serienmäßig mit Partikelfiltern ausgestattet sind, ist die Feinstaubfrage bei diesen Fahrzeugen gelöst.

Die Stickoxidemissionen des Straßenverkehrs sind im Zeitraum 1990 bis 2015 in Deutschland um rund 70 Prozent zurückgegangen (lt. UBA).

Die vom europäischen Gesetzgeber vorgeschriebenen NOx-Grenzwerte für Euro-5-Diesel-Pkw und die erste Generation von Euro-6-Diesel-Pkw waren auf dem Prüfstand in einem Fahrzyklus nachzuweisen. Der reale Straßenverkehr weicht aber von diesem für alle Automobilhersteller gesetzlich vorgeschriebenen Prüfzyklus deutlich ab, was sich auf das Emissionsverhalten nachteilig auswirkt. Diese Abweichung wird nun über die Nachrüstung spürbar verringert. Einen gesetzlich neu vorgeschriebenen „Straßenwert“ (RDE) gibt es europaweit ab September 2017 für neu typgeprüfte Pkw. Daher ist auch die Forderung, alle Diesel-Pkw müssten heute den Laborwert auf der Straße erfüllen, nicht sachgerecht. Zum Zeitpunkt der Entwicklung dieser Fahrzeuge entsprach das weder dem Stand der Technik noch der Gesetzgebung.

Mit der entwickelten zweiten Generation von Euro-6-Diesel-Pkw gehört das NOx-Thema der Vergangenheit an, da diese Fahrzeuge die sehr niedrigen NOx-Emissionen auch auf der Straße einhalten.

4. Politik

Wir begrüßen, dass Bundesregierung und Länder der Vermeidung von generellen Fahrverboten Priorität einräumen. So kann die Verunsicherung bei den Dieselfahrern und im Automobilmarkt beendet werden. Umfassende Maßnahmenpakete für die Luftreinhaltung sind notwendig, die die freiwillige Nachrüstung durch deutsche Automobilhersteller ergänzen. Schnell hinzukommen muss eine bedarfsgerechte Infrastrukturpolitik für Städte und Ballungsräume sowie eine rasche Flottenerneuerung älterer Taxen und Busse.


Quelle: VDA

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