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Innovationstreiber in der Industrie

Veröffentlicht am 22.03.2016

18. Technischer Kongress des VDA in Ludwigsburg – Über 600 Teilnehmer aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik – Wichtigstes Expertentreffen der Automobilindustrie in Europa: „Noch nie war der Technische Kongress des VDA so spannend wie diesmal: Mit der Elektromobilität und dem vernetzten und automatisierten Fahren erleben wir zwei große Innovationstreiber, die weltweit ihre Wirkung entfalten. Autofahren wird damit noch sicherer, effizienter und komfortabler. Die technologische Entwicklung legt ein hohes Tempo vor. Für die deutsche Automobilindustrie sind das große Herausforderungen, aber auch große Chancen, die wir nutzen werden“, betonte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), zum Auftakt des 18. Technischen Kongresses des VDA. Mit über 600 Teilnehmern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ist der Technische Kongress, der am 17. und 18. März 2016 in Ludwigsburg stattfindet, das bedeutendste Technologie-Symposium der Automobilindustrie in Europa. Neben Wissmann geben zahlreiche weitere hochrangige Vertreter der Automobilindustrie in ihren Keynotes Einblicke in die Innovationskraft der Branche, ebenso ist die Bundesregierung vertreten.


Elektromobilität und Digitalisierung sind Innovationstreiber der Automobilindustrie

Wissmann ging ausführlich auf das Thema Diesel und Schadstoffemissionen ein: „Lassen Sie mich noch einmal klar stellen: Defeat devices zur Manipulation von Tests sind illegal und sie widersprechen unserem Selbstverständnis. Meine Bitte lautet: Aus diesen Vorgängen kein Pauschalurteil über die Automobilindustrie und ihre über 800.000 Beschäftigten allein in Deutschland abzuleiten. Dazu gehört auch, dass wir gemeinsam einer Diskreditierung der Dieseltechnologie die Stirn bieten. Softwaremanipulation hat mit Dieseltechnologie nichts zu tun.“

Wissmann unterstrich: „Wir müssen deshalb die Vorteile des Diesels für die CO2-Senkung der Öffentlichkeit stärker bewusst machen. Das wird nicht von heute auf morgen gelingen, das braucht Zeit. Aber es ist wichtig. Der Klimagipfel in Paris hat sich zum Ziel bekannt, den CO2-Ausstoß zu verringern, um so einen wesentlichen Beitrag zum globalen Klimaschutz zu leisten. Klar ist: Wer Ja sagt zum Klimaschutz, muss auch Ja sagen zum Diesel. Darum brauchen wir den Diesel. Würden in Deutschland nur noch Dieselfahrzeuge zugelassen werden, würde nur durch die Neufahrzeuge pro Jahr so viel CO2 eingespart, wie eine Stadt mit 70.000 Einwohnern pro Jahr emittiert. Darum halten die deutsche und die europäische Automobilindustrie am Diesel fest. Wir sind davon überzeugt, dass der Diesel nicht nur beim Verbrauch und damit bei den CO2-Emissionen seine Vorteile ausspielen kann. Mit modernster Euro-6-Abgastechnologie kann er auch die anspruchsvollsten Schadstoffgrenzwerte im Labor und auf der Straße einhalten. Und zwar legal und ohne Tricks.“

Der Diesel betreffe keineswegs nur die Hersteller. Gerade die Zulieferer hätten den Diesel mit Euro 6 zur „Luftverbesserungsmaschine“ mit entwickelt: „Der eine oder andere Zulieferer beschäftigt Tausende qualifizierter Mitarbeiter, die ihr ganzes Können dieser Technologie für Umwelt und Klima widmen“, betonte Wissmann.

Wissmann begrüßte den ab 2017 kommenden Straßentest RDE (Real Driving Emissions): „Dieser zusätzliche Test soll die Unterschiede zwischen Prüfstand und Autoalltag verringern.“ Der VDA-Präsident wies darauf hin, dass die RDE-Vorgaben der EU sehr anspruchsvoll seien: „RDE wird unter beinahe beliebigen Umgebungsbedingungen gemessen. Beschleunigung, Strecke, Außentemperatur, Windverhältnisse und Verkehrslage sind zufällig. Das ist für unsere Unternehmen eine große technologische Herausforderung mit hohen Investitionen.“ Einen wichtigen Beitrag werde auch der kommende Labortest WLTP leisten, der den veralteten Prüfzyklus NEFZ ablöst.

Darüber hinaus arbeite die EU-Kommission an der Novellierung der Rahmenrichtlinie für die Typgenehmigung. Sie habe einen Verordnungsentwurf vorgelegt, der die Qualität von Typprüfung und Typgenehmigung sichern soll. Wissmann betonte: „Die Automobilindustrie ist an einem einheitlichen und robusten Typgenehmigungsverfahren interessiert. Gleichwohl ist darauf zu achten, dass die Verfahren nicht zu unnötiger Bürokratie und schwerfälligen Abläufen führen.“

Neben der Optimierung der klassischen Verbrennungsmotoren habe die deutsche Automobilindustrie in den vergangenen Jahren 14 Mrd. Euro in die Elektromobilität investiert. Rund 30 Serienmodelle (rein batterie-elektrisch, Plug-in-Hybrid, Range-Extender) deutscher Marken seien bereits verfügbar. „Damit zählt Deutschland laut aktuellem Electric Vehicle Index (EVI) von McKinsey gemeinsam mit China und Japan zu den wichtigsten Herstellerländern von Elektrofahrzeugen.“ Besonders erfreulich sei der Markterfolg, den die deutschen Hersteller mit ihren Elektroautos in den USA haben: Innerhalb eines Jahres konnten sie ihren Marktanteil auf gut 20 Prozent mehr als verdoppeln. Um die notwendige Marktdurchdringung auch in Deutschland zu erreichen, müsse die Politik kluge Anreize setzen, die stimulieren und fördern. Erfreulich sei, dass in den vergangenen Wochen die Debatte dazu wieder aufgenommen wurde.

Wissmann ging auch auf den zweiten großen Innovationstrend ein – das vernetzte und automatisierte Fahren: „In den nächsten drei bis vier Jahren investieren die deutschen Hersteller und Zulieferer dafür 16 bis 18 Mrd. Euro. Wesentliches Ziel ist es, den Straßenverkehr noch effizienter und noch sicherer zu machen. Gerade weil künftig weltweit immer mehr Menschen in Städten leben werden, brauchen wir eine nachhaltige urbane Mobilität, die die Effizienz des Lieferverkehrs erhöht, die Infrastruktur besser nutzt, Emissionen weiter reduziert und die Verkehrssicherheit deutlich erhöht.“

Erste Schritte hierfür seien die konsequente Einführung der Grünen Welle (damit könnten die Emissionen um bis zu einem Drittel gesenkt werden) und die optimierte Parkplatzsuche. Laut einer Prognos-Studie erfordert Parksuchverkehr in Deutschland jährlich 560 Mio. Stunden. Durch eine verbesserte Nutzung verfügbarer Daten zur Parkraumnutzung und die Erschließung zusätzlicher Datenquellen ließen sich davon bis zu 30 Prozent einsparen – das entspreche einer CO2-Reduktion von einer halben Mio. Tonne.

Einen ganz entscheidenden Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit werde das vernetzte und automatisierte Fahren leisten. Wenn Autos miteinander kommunizieren und sich gegenseitig „warnen“ können, werden die Unfallzahlen deutlich zurückgehen.

Die Vernetzung erfordere aber auch neue Formen der Zusammenarbeit von Automobilindustrie, Mobilitäts- und Logistikdienstleistern und der Politik, vor allem mit den Kommunen. Um entsprechende Rahmenbedingungen und Planungssicherheit zu schaffen, seien nicht nur technische Anpassungen, sondern auch Änderungen bestehender rechtlicher Vorschriften erforderlich, betonte Wissmann.

Dr. Michael Steiner, Leiter Entwicklung Gesamtfahrzeug und Qualität der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG, stellte in seinem Vortrag den Weg zum vollelektrisch betriebenen Sportwagen dar. Das Potenzial konventioneller Antriebe zur Reduktion von CO2-Emissionen nimmt in den nächsten Jahren auf rund eineinhalb Prozent im Jahr ab. Weitere Verbesserungen sind nur durch zunehmende Elektrifizierung der Antriebe zu erreichen. Porsche hat hier bereits 2014 als erster Hersteller mit drei Plug-in-Hybrid-Modellen in Serie eine Vorreiterrolle übernommen. Ein Meilenstein bei der Entwicklung künftiger Elektroantriebe war zudem der Einstieg in die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC). Der dort eingesetzte 919 Hybrid setzt als rollendes Forschungslabor neue technologische Maßstäbe bei Performance und Effizienz von Elektro- und Hybridantrieben. Erkenntnisse aus diesem Engagement fließen direkt in die Entwicklung des ersten vollelektrischen Porsche-Sportwagens ein – der Serienversion der Konzept-Studie Mission E. Das betrifft unter anderem die 800-Volt-Technologie, die hoch-performanten Elektromaschinen und die leistungsfähigen Lithium-Ionen-Akkus.

Dr. Rolf Bulander, Geschäftsführer Robert Bosch GmbH, Vorsitzender des Unternehmensbereichs Mobility Solutions, betonte: „Ein Beispiel für vernetztes und automatisiertes Fahren ist das Valet-Parking von Bosch, das noch vor Ende dieses Jahrzehnts in Betrieb gehen wird. Dann genügt es, sein Auto vor dem Parkhaus abzustellen. Es sucht sich selbstständig einen freien Platz und parkt ein. Genauso selbstständig kommt das Auto am Ende auch wieder vorgefahren. Gleichzeitig arbeiten Bosch-Entwickler an Innovationen, die weit über die Motorhaube hinausgehen und das Auto zum aktiven Teil des Internets machen. Das vernetzte Auto der Zukunft ist mit dem Smart Home verbunden, so dass sich Funktionen im Haus – wie die Heizung oder die Sicherheitstechnik – jederzeit steuern lassen. Steht beispielsweise ein Paketbote vor der Tür, genügt ein Fingertipp am automobilen Display, um den Boten kurz einzulassen und den Empfang des Paketes zu quittieren.“

Ralf Lenninger, Leiter Systementwicklung, Strategie und Innovation, Division Interior, Continental, verdeutlichte in seiner Keynote, dass die Digitalisierung bereits tief in der Automobilindustrie verwurzelt sei und nach mechatronischen Produkten und Systemlösungen mit der zunehmenden Fahrzeugvernetzung bereits am Rande der dritten Welle stehe:

„Von der elektronischen Bremse bis zum Infotainmentsystem: Continental machte bereits 2015 einen Umsatz von etwa 12 Mrd. Euro mit digitalisierten Produkten. Um mit der zunehmenden Fahrzeugvernetzung auch für die Zukunft eine attraktive, sichere und effiziente Mobilität zu gestalten, müssen wir die drängenden Fragen gemeinsam beantworten. Wir müssen neue Geschäftsmodelle und Formen der Zusammenarbeit finden und lernen, mit der steigenden Komplexität umzugehen. Dafür ist der Schulterschluss innerhalb der Automobilindustrie heute wichtiger denn je“, betonte Lenninger.

Jean-Dominique Senard, Vorsitzender des Vorstands von Michelin: „Innovative Reifen leisten weiterhin einen signifikanten Beitrag zur Reduzierung von CO2-Emissionen durch den Straßenverkehr und sorgen für die größtmögliche Effizienz der eingesetzten Rohstoffe. Besonderes Merkmal der MICHELIN Reifen ist ihr ausgezeichnetes Sicherheitsniveau über die gesamte Lebensdauer hinweg. Sie erzielen auch am Ende ihres Lebenszyklus die geforderte Bremswirkung auf nasser und rutschiger Fahrbahn. So können unsere Kunden ihre MICHELIN Reifen länger nutzen und sich sicher fortbewegen. Zudem profitieren sie von den Einsparungen bei Kraft- und Rohstoffen.“

Senard betonte: „Michelin zeigt auch, wie international ein großer französischer Zulieferer heute arbeitet: Wir sind mit 68 Werken in 17 Ländern und auf fünf Kontinenten vertreten. Seit 85 Jahren produzieren wir auch am Standort Deutschland. Zu unseren Kunden gehören viele deutsche Automobilhersteller – und natürlich sind wir seit vielen Jahren Mitglied im VDA.“

Dr. Helmuth Ludwig, Executive Vice President Digital Enterprise, Siemens PLM Software Inc.: „Die konsequente Verzahnung der digitalen und realen Engineering- und Fertigungswelt im Sinne eines ‚digital twin‘ ermöglicht signifikante Steigerungen der Flexibilität, Effizienz und gleichzeitig Reduzierung von Entwicklungs- und Produktionszeiten. Unsere Kunden in der Automobilindustrie sind dadurch in der Lage, ihr Produktionsvolumen bis Faktor 3 zu steigern, die Qualität zu erhöhen und gleichzeitig ihre Entwicklungszeiten bis zu 50 Prozent zu reduzieren.“

Prof. Dr. Thomas Weber, Mitglied des Vorstands, Daimler AG, Konzernforschung & Mercedes-Benz Cars Entwicklung:

„In diesem Jahr feiert das Automobil seinen 130. Geburtstag. Das Auto von heute ist effizienter, intelligenter und emotionaler als je zuvor. Den besten Beweis dafür liefern wir mit unserer neuen E-Klasse: Mit Mercedes-Benz Intelligent Drive gehen wir einen weiteren großen Schritt in Richtung unfallfreies und autonomes Fahren, aber auch in Sachen Digitalisierung und Vernetzung läuten wir eine neue Ära ein. Hocheffiziente Antriebssysteme, wie unser neuer Dieselmotor OM654 sowie die neueste Generation unserer intelligenten Plug-In Hybridtechnologie, machen die neue E-Klasse zum einem echten Meisterwerk der Intelligenz.“

Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur: „Wir wollen unsere Erfolgsgeschichte beim Automobil fortschreiben und die Wachstums- und Wohlstandschancen der Mobilität 4.0 nutzen. Unser Ziel: mehr Mobilität bei weniger Emissionen. Das erreichen wir durch saubere Antriebstechnik. Deshalb fördern wir die Elektromobilität und den Ausbau der Ladeinfrastruktur in ganz Deutschland. Und wir fördern das automatisierte und vernetzte Fahren. Das bedeutet mehr Sicherheit, weniger Staus und damit auch weniger Abgase.“


Quelle: VDA

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