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DEKRA präsentiert Verkehrssicherheitsreport

Veröffentlicht am 06.11.2013

Bei den Anstrengungen zur Reduzierung der Zahl der Verkehrstoten in der EU nimmt die Europäische Kommission gezielt auch die Landstraßen ins Visier. Hier ist seit Jahrzehnten der Anteil der Verkehrstoten am höchsten.


„Auf Landstraßen blicken wir sehr besorgt. Durchschnittlich ereignen sich 33 % aller Unfälle im Straßenverkehr und 57% der tödlichen Unfälle in der Europäischen Union auf Landstraßen.“, so EU-Verkehrskommissar Siim Kallas beim Parlamentarischen Abend der Sachverständigenorganisation DEKRA in Brüssel.

Gründe dafür sind häufig hohe Fahrgeschwindigkeiten und Geschwindigkeitsunterschiede, wechselnde Fahrbahnqualitäten, Gegenverkehr, unübersichtliche Kurven, oft schlechte Überholmöglichkeiten, Kreuzungen und ungeschützte Hindernisse wie Bäume direkt neben der Fahrbahn. Wo die größten Optimierungspotenziale für mehr Verkehrssicherheit auf Landstraßen liegen, zeigt der DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2013 aus Sicht von Unfallforschung, Verkehrspsychologie und Prüftechnik auf. Die Experten machen auch konkrete Vorschläge zur Verbesserung.

„Der Verkehrssicherheitsreport ist wie seine Vorgänger weit mehr als eine Ansammlung von Fakten über den Ist-Zustand“, so Stefan Kölbl, Vorsitzender des Vorstands DEKRA e.V. und DEKRA SE. „Der Report soll Denkanstöße liefern für Politik, Verkehrsexperten, Hersteller, wissenschaftliche Institutionen sowie Verbände und zugleich Ratgeber für alle Verkehrsteilnehmer sein. Er ist einer von vielen Bausteine unseres anhaltenden Engagements für die Verbesserung der Verkehrssicherheit.“

Verkehrssicherheitsreport von DEKRA

Auf den ersten Blick sind die jüngsten EU-Zahlen zu den Verkehrsopfern durchaus erfreulich. Kamen auf den Straßen der EU im Jahr 2001 rund 54.300 Menschen ums Leben, waren es 2012 „nur“ noch knapp 28.000. Allein gegenüber dem Jahr 2011 bedeutet dies einen Rückgang um rund neun Prozent. Im Verhältnis unverändert hoch ist allerdings die Zahl der Getöteten auf den Landstraßen. Hier werden in der EU seit Jahren regelmäßig mehr als die Hälfte aller Verkehrstoten verzeichnet.

Dabei sind die Anteile in einzelnen Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich – sie reichten beispielweise laut Statistik für das Jahr 2010 von 36 Prozent in Staaten wie Rumänien oder Portugal bis zu 75 Prozent etwa in Irland und Finnland. Unter anderem auch Frankreich (66 Prozent), Österreich (64), Spanien (63), Tschechien (60) und Deutschland (60) verzeichnen überdurchschnittlich hohe Anteile der Verkehrstoten auf Landstraßen.

„Um nicht nur das EU-Ziel einer weiteren Halbierung der Zahl der Verkehrstoten bis 2020 zu erreichen, sondern speziell auch die Verkehrssicherheit auf Landstraßen zu erhöhen, sind nachhaltige Anstrengungen auf allen Ebenen nötig“, so Dipl.-Ing. Clemens Klinke, Mitglied des Vorstands der DEKRA SE und verantwortlich für die Business Unit Automotive. „Trotz aller Erfolge der vergangenen Jahre sind die aktuellen Zahlen insbesondere mit Blick auf die Getöteten auf Landstraßen eine Herausforderung, der sich auch DEKRA engagiert stellt.“

Überholfahrstreifen und Geschwindigkeitsüberwachung wirken

Überholvorgänge auf Landstraßen enden noch viel zu oft mit Frontalkollisionen oder schleuderndem Abkommen von der Fahrbahn. „Unzureichende Sicht, Fehleinschätzung von Abständen und Geschwindigkeiten sowie die eigene Ungeduld sind nur einige Gründe für den oft fatalen Entschluss zum Überholen“, erklärt DEKRA Vorstand Klinke. „Gerade hohe Lkw-Dichte führt zu deutlichen Geschwindigkeitsdifferenzen und dem Wunsch von Pkw- aber auch Motorradfahrern, schnell zu überholen.“ Abhilfe schaffen kann hier etwa der abschnittsweise Ausbau mit einem dritten Fahrstreifen im Richtungswechsel.

Die Effizienz dieser Maßnahme wurde aktuell in einer Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) unter Beweis gestellt. Die Überholunfälle wurden deutlich reduziert. Im Rahmen der Studie untersuchte die BASt auch die Wirksamkeit von ortsfesten Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen. Auf den Untersuchungsstrecken sank die Zahl der Unfälle um bis zu 52 Prozent.

Systeme der aktiven und passiven Sicherheit retten Leben

Ein hohes Potenzial bieten auch Fahrerassistenzsysteme wie das elektronische Stabilitätsprogramm ESP. Es kann dazu beitragen, dass etwa bei zu schneller Einfahrt in eine Kurve ein instabiler Fahrzustand und schleuderndes Abkommen von der Fahrbahn verhindert wird – zumindest innerhalb der Grenzen der Fahrphysik. Ein Abkommen von der Fahrbahn durch Unaufmerksamkeit kann auch der „Spurverlassenswarner“ verhindern.

„Solche Systeme werden mittlerweile auch in Volumenmodellen der Klein- und Mittelklasse serienmäßig oder gegen einen vergleichsweise geringen Aufpreis angeboten“, begrüßt Clemens Klinke die Entwicklungen auf dem Fahrzeugmarkt. „Autokäufer sollten im Interesse ihrer eigenen Sicherheit darauf setzen.“ Ziel muss es laut DEKRA auch sein, für jedes sicherheitsrelevante System die zuverlässige Funktion über die gesamte Nutzungsdauer des Fahrzeugs zu gewährleisten. Wartung und Service dürften also nicht vernachlässigt werden.

Einen entscheidenden Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit leistet hier auch die periodische Fahrzeugüberwachung. Wie wichtig die Aufdeckung von technischen Mängeln gerade für die Verkehrssicherheit auf Landstraßen ist, zeigen die von DEKRA erstellten Auswertungen von Unfallgutachten der Jahre 2002 bis 2011. Danach waren in diesem Zeitraum 52 Prozent aller unfallrelevanten technischen Mängel auf Landstraßen zu verzeichnen.


Sicherheitsgurt bleibt Lebensretter Nummer eins

Unabhängig von Fahrerassistenzsystemen bleibt der Sicherheitsgurt aber Lebensretter Nummer eins und sollte konsequent genutzt werden. Nach Angaben der BASt liegt die Sicherungsquote für Pkw-Insassen auf Landstraßen bei 98 Prozent. Diese Zahlen bestätigt auch eine bundesweite DEKRA Erhebung vom Mai 2012. Andererseits zeigt eine Auswertung der Datenbank GIDAS (German In-Depth Accident Study) von 2006, dass die bei Unfällen ermittelte Gurtanlegequote mit der Zunahme der Verletzungsschwere sinkt. Bezogen auf alle unfallbeteiligten Pkw-Insassen ergab sich über alle Verletzungsklassen hinweg eine Gurtquote von unter 85 Prozent. Besonders alarmierend: 60 Prozent der auf Landstraßen in Unfälle mit Personenschaden verwickelten, nicht angeschnallten Pkw-Insassen erleiden schwere oder tödliche Verletzungen.

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